Rauschen, Schalten und Vibrieren: vollelektronische Gebäude

Referent: Andreas Transchel

In diesem Workshop sollten vorhandene und zukünftige Möglichkeiten der Hausautomatisierung für private und kommerzielle Nutzung vorgestellt werden. Herr Transchel begann seinen Vortrag damit, den EIB-Standard der Firma Busch-Jäger vorzustellen, ein Baukastensystem zur automatischen Haussteuerung. Das Prinzip beruht darauf, daß in jeder Lampe und in jedem Stromanschluß ein kleiner Rechner mit eigener Adresse installiert wird, der die Signale aus den für ihn relevanten Sensoren (z.B. fuer Temperatur, Licht, Vibration etc.) empfängt und entsprechend reagiert.

Vor allem für Priavtanwender ist allerdings problematisch, daß Kenntnisse in einer speziellen Entwicklungssoftware benötigt werden; ein Kurs zur Programmierung dieser Software wird für ca. 2000 DM angeboten. Allerdings gibt es von einigen Anbietern fuer Hausautomatisierungs-Systeme bereits Aktoren, die eine Steuerung über normale PCs erlauben.

Zur Zeit sind solche Systeme für Privatanwender noch ziemlich uninteressant, doch werden sie im kommerziellen Bereich bereits eingesetzt. So machen sich Betriebe die Möglichkeit zunutze, aufgrund von Daten wie Gewicht, Herzfrequenz und Gesichtszügen Personen zu erkennen und damit Zugangskontrollen zu ermöglichen. Praktische Anwendung findet auch die automatische Abschaltung von personengefährdenden Anlagen, wenn ein Mensch den Sicherheitsbereich betritt, wie sie zum Beispiel beim Forschungszentrum CERN in Genf eingesetzt wird.

Um von einem "intelligenten" Gebäude wirklich sinnvolle Reaktionen zu erhalten, ist meist der Einsatz von Fuzzy-Logic erforderlich, also das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten anstelle von Absolutwerten. Auf diese Weise wird zum Beispiel die Klimaanlage der Tokioter U-Bahn abhängig vom Fahrgastaufkommen gesteuert.

Natürlich kann ein Betrieb so auch seine Mitarbeiter während des gesamten Arbeitstages überwachen - in Japan wird vereinzelt sogar die Verweildauer auf der Toilette festgehalten, und bei "übermäßig langem" Aufenthalt werden die Mitarbeiter durch unangenehme Geräusche, Vibrationen oder freundliche Hinweise vom Tonband zum Verlassen des Örtchens aufgerufen...

Diese Art der Mitarbeiterueberwachung wird in Deutschland noch kaum praktiziert, denn zum einen muss der Betriebsrat der Installation von Zugangskontrollen und Raumüberwachungen zustimmen, zum anderen müssen die Datenschutzauflagen beachtet werden.

Leider wurde auf diese Problematik im Verlauf des Workshops viel zu wenig eingegangen, da er über lange Zeit in eine Diskussion über die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Alarmsystemen abglitt.

Bjoern Schott


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